Dr. phil. geb.1951, Studium der Soziologie und Pädagogik an der Uni Wien, Sozialarbeiter, Psychotherapeut und Mediator. Seit 1991 im Außergerichtlichen Tatausgleich Wien mit dem Schwerpunkt Methodenentwicklung. Seit vielen Jahren Trainer und Ausbildner, im Mai 2002 zurückgekehrt von einer einjährigen Segelreise, die vom östlichen Mittelmeer über den Nordatlantik in die Karibik führte.

Als Mediator wie als Poet, Seefahrer und Sozionaut versucht Ed Watzke die Überzeugung zu vermitteln und zu leben, dass Poesie, Kreativität und Humor insbesondere da Verbreitung finden sollen, wo dies am wenigsten erwartet wird.

Autor der Bücher „Äquilibristischer Tanz zwischen Welten. Neue Methoden
professioneller Konfliktmediatoren“ Forum Verlag, Godesberg, 3. Aufl. 2004,
und „Wahrscheinlich hat diese Geschichte gar nichts mit Ihnen zu tun.....“
Geschichten, Metaphern, Sprüche und Aphorismen in der Mediation, Forum Verlag, Godesberg, 2. Auflage 2008.

Fragebogen

Wie sind Sie zur Mediation gekommen?

Also Ed - sagte meine liebe Freundin Melitta, eine Künstlerin die wunderschöne Bilder und Graphiken herstellt nachdem sie sich über Mediation ein wenig kundig gemacht hatte - wenn es so etwas wie Mediation nicht schon gäbe, müßte man sie eigends für dich erfinden, so gut paßt ihr zusammen. In der Tat, schwer zu sagen, kam die Mediation zu mir, ich zu dieser, sie durch mich und ich durch sie? Wie auch immer. Ich hatte schon an die hundert Fälle konfliktgeregelt, als die Dame eine ihrer vielen Masken ablegte oder aufsetzte und sich als Mediation zu erkennen gab. Sie trägt in verschiedenen Kulturen und Zeiten verschiedene Gewänder und kam mir dann auch in modernem streng pragmatischen amerikanischen Stiling entgegen. Zuvor hatte ich aber schon oftmals mit der Schönen in anderer Gewandung Walzer getanzt.

Was ist für Sie das Besondere an der Mediation?

Ich kanns nicht besser formulieren als meine Freundin Ruth. Sie hatte mir während eines Praktikums beim Mediieren zugesehen und sagte nachher: Ed, ich habe lange nachgedacht, was hier vor sich geht, wenn Du mit den Menschen arbeitest. Zusammengefaßt würde ich sagen: Die Menschen bringen das Leben zu dir. Ich füge noch hinzu: Konflikte sind der Topos, wo man einer Gesellschaft das Fieber mißt.

Was halten Sie für die wichtigste Eigenschaft eines Mediators?

Eine gewisse spirituelle Reife und eine tiefe Liebe zu den Menschen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in der Mediation?

Mamma mia deren sind so viele. Eines der unvergesslichen spontan herausgegriffen: Eine Paar-Mediation - beide hatten glaubhaft versichert daß in den letzten 15 Jahren ihrer Ehe sicher kein einziges Mal herzhaft miteinander gelacht haben - fuhrte in eine ausufernde Lachtrance. Wir schüttelten uns Schenkel klopfend, brüllend, japsend, prustend, glucksend, Tränen verströmend alle vier eine halbe Stunde lang in orgiastischem Gelächter.

Was war die schwierigste Situation, die Sie in der Mediation erlebt haben?

Immer dann, wenn das Elend am tiefsten, die Verzweiflung am größten, die Hoffnung verloren und Mediation restlos überfordert ist.


Was raten Sie jemanden, der zurzeit in der Mediationsausbildung ist und auf der Suche nach geeigneten Fällen ist?

Augen, Ohren, alle Antennen ausfahren, selektive Aufmerksamkeit schulen, mit allen möglichen Menschen darüber reden - Konflikte gibt es überall. Lehrbuch-Bedingungen einer klassischen Mediation hintanstellen und klein anfangen. Auf Möglichkeiten eingehen die sich wo auch immer anbieten. Den engsten Familien- und Freundeskreis nicht als Übungsfeld benutzen. Vorerst auf ein Honorar zu verzichten kann sich als gute Investition erweisen. Einige Kollegen in Ausbildung sind gut damit gefahren, die "Übungsklienten" im Anschluß an die Mediation selbst bestimmen zu lassen, ob und wieviel ihnen die Sache wert war.

Ihr Motto als Mediator?

Ich halte es mit dem alten Augustinus:
Ama et fac quod vis
Also, liebe und tu was Du willst